Die Pfarre Rust und ihre Geschichte
In ländlichen Siedlungen hat das kirchliche Leben eine große Bedeutung, nicht nur aus religiösen Gründen, son-dern auch wegen der Pflege von Traditionen.
Seit der Besetzung der Pfarre mit einem eigenen Pfarrer 1812 besteht ein Kir-chenchor. Chorleiter waren meistens die Lehrer der hiesigen Volksschule. Jeder, der ein Instrument spielen konnte, war willkommen zur Gestaltung besonders feierlicher Messen.
1886 wird der Lehrer Karl Hohla als Chorleiter genannt. Er erhielt dafür 90 Gulden.1900 wird Oberlehrer Franz Lintner aus Michelhausen als provisorischer Chorleiter genannt. 1914 übernahm Hermann Preymann den Lehrer- und Chorleiterdienst vorübergehend. 1925 wurde Schulleiter Josef Kiesler vom Ordinariat in St. Pölten für seine langjährige Tätigkeit als Chorleiter geehrt.
Chorleiter in der neuen Kirche waren: Direktor Johann Edhofer, Bürgermeister Ferdinand Rabacher, Hans Edhofer, Helmuth Weigert und Klaus Wohlmuth. Seit 2006 leitet Franz Langstadlinger den Kirchenchor.
Wann die älteste Kirche in Rust entstand, lässt sich nicht belegen. Allein die Weihe zu Ehren des Hl. Martin lässt eine frühmittelalterliche Gründung vermuten. Rust war bis 1. Jänner 1784 Filialkirche von Zwentendorf. Der Wunsch nach einer eigenen Pfarre bestand schon lange, wurde aber sieben Jahre lang verhandelt.
Durch die Stiftung von Martin und Regina Zachhalmel mit einem Stiftungskapital von 7.000 fl. (flores = Gulden) konnte in Rust ein eigener Benefiziat bestellt werden.
Seit Rust zur selbständigen Pfarre wurde, musste sich diese auch um die Un-terbringung des Pfarrers kümmern. Der damalige Besitzer von Neulengbach und Plankenberg, Karl Abraham Wetzlar, Freiherr von Plankenstern stellte unent-geltlich die Hälfte des herrschaftlichen Mühlengebäudes zur Verfügung. Das sogenannte „Mühlstöckl“ musste aber erst umfassend restauriert werden.
Seit Rust im Jahr 1784 zur eigenständigen Pfarre wurde, waren zunächst elf Lokalkapläne, von 1886 an acht Pfarrer als Seelsorger tätig. Aktuell ist der aus Polen stammende Jan Dudka Pfarrer in Rust, und zwar seit 1998. Wie sein Vorgänger Franz Ibersperger ist Dudka gleichzeitig auch Pfarrer in Michelhausen. Der letzte „eigene“ Ruster Pfarrer war Franz Bruner, der von 1942 bis 1989 insgesamt 47 Jahre lang in Rust gewirkt hat, so lange wie kein Lokalkaplan oder Pfarrer vor und nach ihm.
Die Gottesdienste in der Pfarre Rust finden am Sonntag um 08.00 Uhr statt. Wochentagsmessen werden meistens am Mittwoch und am Freitag, jeweils um 08.30 Uhr gehalten. Zwar waren die Messen in früheren Zeiten besser besucht als heute – wie wohl überall anders auch. Aber im Vergleich zu anderen Pfarren – und gemessen an der Größe von Rust – ist der Messbesuch am Sonntag hierorts immer noch erfreulich. Einmal im Monat finden so genannte Krabbelmessen speziell für die Kleinsten statt.
Die Ruster identifizieren sich mit ihrer Pfarre. Sie sind stolz, eine eigenständige Pfarre zu sein und tun deshalb viel dafür, dass das Pfarrleben gut funktioniert. Ganz besonders zeigt sich das bei kirchlichen Festen. Dörfliches Brauchtum ist hier nach wie vor eng mit der Kirche verbunden. Beispiele dafür sind etwa Fronleichnam mit der traditionellen Prozession durch den Ort, oder das Erntedankfest, wo nicht nur die Kirche festlich geschmückt ist, sondern wo etwa historische Traktoren vor der Kir-che den passenden Rahmen für die gemeinsame Agape bei Erdäpfelsuppe und Nussbrot bilden.
Derlei Anlässe für Gespräch und Zusammentreffen gibt es viele im Laufe des Kirchenjahres. Pfarrleben ist zu einem großen Teil Dorfleben. Und da ist auch die Bereitschaft vorhanden, mitzuhelfen, wenn Hilfe gefragt ist. Egal, ob Kirchen-reinigung, handwerkliche Arbeiten, Blumenschmuck, Kirchenchor oder liturgisches Mitgestalten – von Jung bis Alt bringen sich viele Menschen ein. Kirchenjahres.
Rust. Ein modernes Dorfporträt.
Text und Fotos auf dieser Seite sind dem Buch ‚Rust. Ein modernes Dorfporträt‘ entnommen.
Sie finden dort den gesamten geografischen, wirtschaftlichen, demografischen und geschichtlichen Hintergrund mit vielen interessanten Details von der Urgeschichte über die Römer, das Mittelalter bis ins Jahr 2019.