Die Ruster Kirche und ihre Geschichte
Es gibt keine schriftlichen Hinweise über den Bau der „alten“ Kirche. Dem Baustil nach muss sie im Mittelalter errichtet und später barockisiert worden sein.
1455 verstarb Ulrich von Rust. Seine Grabplatte war zuerst im Boden der alten Kirche eingelassen und kann nun an der Wand der Taufkapelle besichtigt werden.
Die spätgotische Kirche wurde durch die Frauenkapelle erweitert und außen mit Stützpfeilern versehen. Die neu gestaltete Kirche wurde am 18. Mai 1741 vom Weihbischof von Passau ,Anton Josef Graf von Lamberg‘ geweiht. Innen wurde sie im 18. Jahrhundert erneuert.
Nach den Verwüstungen durch die Franzosen 1805 und 1809 kam es zu einer Teilrenovierung. 1887 musste in der inzwischen heruntergekommenen Kirche eine umfangreiche Außen- und Innenrestaurierung durchgeführt werden.
Die Kirche war 22,5 Meter lang und 4,4 Meter breit im Presbyterium. Das Kirchenschiff war 5,8 Meter hoch, der Turm 27 Meter.
Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg durch drei Bombeneinschläge am 6.11.1944, 11.12.1944 und am 25.1.1945 zerstört. Der Turm erhielt ei-nen Riss und war verdreht. Er musste daher am 5.2.1946 gesprengt werden.
Zunächst war es gar nicht sicher, ob die Kirche wieder aufgebaut werden sollte. Durch die intensive Überzeugungsarbeit von Leopold Figl und Pfarrer Franz Bruner entschied Bischof Michael Memelauer am 19.7.1946, dass die Pfarre nicht aufgelöst und eine neue Kirche er-richtet werden solle.
Mit dem Bau der neuen Kirche wurde Dombaumeister Dr. Karl Holey 1947 beauftragt. Der Spatenstich fand am 15.10.1947 statt.
Den Hauptteil der Finanzierung übernahm das Kirchenbauamt der Diözese. Durch Sammel- und Bausteinaktionen wurde Geld für Material beschafft, Arbeit leisteten die Ruster freiwillig und unentgeltlich. Am 26.11.1948 feierte man Dachgleiche und schon am 12.6.1949 fand die Kirchweihe durch Bischof Michael Memelauer statt.
Die Kirche ist ein einfacher Bau mit Schopfwalmdach und einem quadratischen Turm mit Zwiebelhelm. Im Nordwesten befindet sich eine mehreckige Taufkapelle.
Innen ist ein großer Saalraum. Der Altarraum, die breite Apsis, lässt an zwei Seiten Platz für Seitenaltäre. Der linke Seitenaltar zeigt einen einfachen Altartisch und darüber die Statue des Hl. Antonius von Padua. Er wurde von Familie Dr. Hans und Maria Dorrek gestiftet. Der Entwurf stammt von Architekt Hans Petermair.
Der rechte Seitenaltar, ein Marienaltar, konnte aus der alten Kirche gerettet werden. Er zeigt in der Mitte ein Mariahilfbild mit seitlichen Nischenstatuen, die links die Hl. Theresia mit dem Jesuskind und rechts die Hl. Anna mit Maria zeigen.
Im Westen ist eine balkonartige Empore für Orgel und Kirchenchor. Die Glasfenster wurden von R. Holzinger, L. Schmidt, R. Klaus und Luzia Jirgal gestaltet.
Nach dem Neubau fehlte es noch an Vielem. Für die Ausstattung der Kirche gab es verschiedenste Spenden. Sie passten nicht immer in die moderne Kirche, aber sie sind ein Ausdruck großer Hilfsbereitschaft. Bundeskanzler Leopold Figl gelang es, viele Sponsoren, wie Julius Raab, einen Schweizer Industriellen und viele Ruster Familien für die Kirchenfenster zu gewinnen.
Das wertvollste Stück in Rust ist sicherlich das spätgotische Chorgestühl, die sogenannte spanische Session. Diese wurde von der Familie Rothschild aus ihrer Kunstsammlung gespendet. Barocke Engelsstatuen auf Holzstangen und der barocke Seitenaltar konnten aus der alten Kirche gerettet werden.
Die Geschwister Anna und Johann Herzog, (heutige Leopold Figl Straße 17) stifteten 1953 den Hochaltar. Anbetungsengel und Kruzifix sind Werke des Kremser Bildhauers Hans Kröll. Die Statuen des Hl. Augustinus und des Hl. Martin stammen vom ehemaligen Karmelitinnenkloster in St. Pölten. Die Orgel wurde von Gregor Hradetzky aus Krems gebaut und 1958 eingeweiht.
Rust. Ein modernes Dorfporträt.
Text und Fotos auf dieser Seite sind dem Buch ‚Rust. Ein modernes Dorfporträt‘ entnommen.
Sie finden dort den gesamten geografischen, wirtschaftlichen, demografischen und geschichtlichen Hintergrund mit vielen interessanten Details von der Urgeschichte über die Römer, das Mittelalter bis ins Jahr 2019.